Stutenkerle für Afghanistan 

Spendenaktion des Afghanistankomitees am GGV mithilfe der Bäckerei Jägers aus Borken 

„Hier riecht es ja gut“, fanden die Schüler des Georgianums, als vergangenen Freitag die erste große Pause begann, und erinnerten sich: „Heute gibt es Stutenkerle.“ Und nach dem ersten Bissen stand fest: „Die schmecken wirklich gut! Sind die frisch?“ 

Ja, das waren sie tatsächlich. Am Donnerstagnachmittag durften die Mädchen des Afghanistankomitees in die Backstube der Bäckerei Jägers in Borken kommen, um zusammen mit dem Bäckermeister knapp 300 Stutenkerle zu formen und mit den traditionellen Pfeifen auszustatten. Die Weckmänner blieben über Nacht in der Kühlung, sodass die Zeit zusammen mit der Hefe ihre Arbeit tun konnte. Erst am frühen Morgen wurden sie gebacken. So konnte das Komitee sie ganz frisch in der ersten und zweiten großen Pause am Georgianum verkaufen.  

Die Bäckerei Jägers hat alle Stutenkerle gespendet, damit der gesamte Erlös aus dem Verkauf an die Partnerschule des Georgianums, das Mädchen-Lycée in Ankhoi, gespendet werden kann. Da sowohl die Lernenden als auch die Lehrenden die leckeren Pfeifenmänner dem Komitee fleißig abkauften, ist ein gutes Sümmchen für den guten Zweck zusammengekommen. 

         

 Und das Geld wird dort drüben dringend gebraucht. Denn die Mädchenbildung leidet – wie so vieles – in Afghanistan. Offiziell dürfen die Mädchen nur bis zur 6. Klasse einschließlich zur Schule gehen. Dann ist Schluss. Das reicht. So sehen es die Taliban in Kabul. Viele in Afghanistan – darunter durchaus auch lokale Taliban-Behörden – sehen das anders. Sie suchen und finden Wege, auch den älteren Mädchen trotzdem Bildung zukommen lassen.  

Die Wege, die sie dort nun beschreiten, erinnern uns teilweise an Lockdownzeiten. Um den Schutz aller zu gewährleisten, gleichzeitig aber den Mädchen ihr Recht auf Bildung zukommen zu lassen, findet Unterricht über WhatsApp oder das lokale Satellitenfernsehen statt. Aufgaben werden ausgeteilt und wieder an die Lehrkräfte zurückgeschickt. Online-Englisch-Kurse wurden organisiert, um Abiturientinnen mithilfe der modernen Medien ein Fernstudium im Ausland zu ermöglichen. Teilweise setzen sich sehr Mutige über das Verbot hinweg und hoffen, bei Kontrollen nicht erwischt zu werden. All das ist sicherlich kein adäquater Ersatz für den regelmäßigen normalen Unterricht. Aber es hilft, diese Zeit zu überbrücken, bis all das vorbei ist und die Mädchen wie vor Mitte 2021 wieder ganz normal zur Schule gehen können. 

Und genau dazu trägt das Geld, das das Afghanistan-Komitee mit dieser und anderen Aktionen einnehmen kann, bei. Die Organisation Afghanistan-Schulen e.V. wird es sowohl für die Mädchen einsetzen, die noch bis zur sechsten Klasse in der Schule lernen dürfen, als auch für die Mädchen, die zurzeit nur zu Hause lernen können. 

Gleichzeitig hat der Verein angefragt, ob ein Teil der Gelder auch für die aktuelle Nothilfe eingesetzt werden kann. Denn seit Pakistan viele Afghanen des Landes verwiesen hat, weil ihnen die korrekten Aufenthaltspapiere fehlen, leben sie in Zeltstädten und insbesondere der Winter trifft sie augenblicklich hart. Es fehlt am Notwendigsten, zur Zeit vor allem an einigermaßen angemessener Winterkleidung. 

 Afghanistan-Schulen e.V. arbeitet auch Misereor zusammen und führt ihre gesamte Arbeit unter der Aufsicht des BMZ (Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) durch. Ein Blick auf die Internet-Präsens des Vereins www.afghanistan-schulen.de lohnt sich. Die Zusammenarbeit mit dem Georgianum besteht seit 21 Jahren.